Online-Ausstellung: "Die sowjetische Geheimdienststadt 'Militärstädtchen Nr. 7'"
Station 3: Tor zum Geheimdienstgelände
Das Ehepaar Müller lebt seit 1957 im Pfarrhaus der Pfingstgemeinde in der Großen Weinmeisterstraße 49 direkt an der abgeriegelten Geheimdienststadt "Militärstädtchen Nr. 7". Schwarz-Weiß-Privataufnahmen der Familie von einem Besuch von Freunden aus den 1950er Jahren oder vom Garagenbau im Jahr 1975 dokumentieren zufällig den hölzernen Bretterzaun der Sicherheitsanlagen sowie das Zugangstor in der angrenzenden Persiusstraße. Kurt Müller erinnert sich, dass der Holzzaun oft nach fünf oder sechs Jahren verfault gewesen sei. "Dann hat man das Holz einfach abgerissen, auf einen großen Haufen geworfen und angezündet. Dann wurde ein neuer Zaun gesetzt. […] Da war immer ein Offizier dabei, der aufgepasst hat, dass keiner ausbüxt. Es waren ja alles junge Kerle, die da ihren Wehrdienst abgeleistet haben und die haben wir dann mit ein bisschen Obst aus unserem Garten versorgt."
Der Zugang zum "Militärstädtchen Nr. 7" war selbst für Bedienstete des Geheimdienstes streng geregelt, wie Kurt Müller am Eingangstor in der Persiusstraße beobachten konnte: "Da wurden morgens die Offiziere reingelassen, die im Wohngebiet am Kapellenberg wohnten. Aber ohne Dokument, das sie berechtigte, in dieses KGB-Gelände reinzukommen, ging das nicht. Ich hab mal beobachtet, wie der Wachposten einem hochrangigen Offizier den Zutritt verweigerte."
In den 1970er Jahren wurde der Holzzaun durch eine Betonmauer ersetzt. In diesem Zusammenhang begradigte der Geheimdienst den Grenzverlauf zur Pfingstgemeinde und verlegte das Tor näher in Richtung Große Weinmeisterstraße. Familie Müller fotografierte die neue Mauer mit dem Casino und dem Plattenbau für Offiziersfamilien im Hintergrund. Nach der Öffnung des "Militärstädtchen Nr. 7" im Frühjahr 1995 konnte Kurt Müller endlich die Mauer überwinden und sehen, was sich dahinter verborgen hatte.