1994-2008 Bürgerschaftliches Engagement
Bürgerschaftliches Engagement
Als mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 die Militärspionageabwehr aus dem „Militärstädtchen Nr. 7“ abzog, kam die russische Armee auf das Gelände. Sie nutzte das Gefängnisgebäude fortan als Materiallager. Mit dem endgültigen Abzug der russischen Besatzungstruppen aus Deutschland erfolgte am 15. August 1994 die offizielle Übergabe des Areals an die Stadt Potsdam. Bereits am 5. September 1994 besuchten ehemalige Häftlinge in Begleitung von Fotografen, Journalisten und Historikern ihren früheren Haftort. Erst jetzt wurde einer breiten Öffentlichkeit bekannt, dass die Militärspionageabwehr hier über Jahrzehnte Frauen und Männer unter menschenunwürdigen Bedingungen inhaftiert hatte.
In der Folgezeit erhielt der Evangelisch-Kirchliche-Hilfsverein (EKH) das Gefängnisgebäude als Alteigentümer zurück. Der EKH unterstützte das sich entwickelnde, lebendige bürgerschaftliche Engagement unter aktiver Beteiligung ehemaliger Häftlinge. Ehrenamtliche Organisationen wie Amnesty International Potsdam oder der 2003 gegründete Verein „Gedenk- und Begegnungsstätte Ehemaliges KGB-Gefängnis Potsdam e.V.“ machten das Haus öffentlich zugänglich. Neben Führungen fanden Zeitzeugengespräche, Schülerprojekte und Buchpräsentationen statt.
Unter Federführung der Menschenrechtsorganisation Memorial Deutschland e.V. entstand die Ausstellung „Von Potsdam nach Workuta“, die erstmals die Geschichte des sowjetischen Untersuchungsgefängnisses und das Schicksal der inhaftierten Menschen dokumentierte. Sie war von 1997 bis 2005 – zwischenzeitlich überarbeitet, erweitert und um kleinere Ausstellungen ergänzt – im Haus zu sehen. Dazu erschienen Kataloge und Begleitbände, aber auch Erinnerungsberichte ehemaliger Häftlinge.
Im Dezember 2004 erfolgte die Eintragung des historischen Gefängnisgebäudes in die Denkmalliste des Landes Brandenburg. Drei Jahre später wurde es denkmalgerecht konserviert und durch ein neues Besucherinformationszentrum ergänzt.