Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Gedenk‑ und Begegnungsstätte Leistikowstraße Potsdam

Sonderausstellungen

Neben ihren ständigen Ausstellungen zeigt die Gedenkstätte regelmäßig Sonderausstellungen. Hierzu gehören eigenständig konzipierte und umgesetzte Ausstellungen genauso wie externe Ausstellungen mit thematischem Bezug. Diese werden in der Regel durch weitere Aspekte, Biografien und Objekte zur Geschichte des Gefängnisses Leistikowstraße ergänzt.

Aktuelle Sonderausstellung

„Im Spiegel der Erinnerungen. Marlise Steinert. Eine Frau im Gulag." (9/22-9/23)

Die Ausstellung stellt das Haftschicksal von Marlise Steinert in den Mittelpunkt. Die Baltendeutsche kam mit ihrer Familie nach der Flucht aus Posen 1945 nach Potsdam. Sie arbeitete über zwei Jahre als Dolmetscherin für den Chef der sowjetischen Spionageabwehr, ehe sie im August 1947 von ihrem eigenen Arbeitgeber festgenommen und von Potsdam über Moskau in den sowjetischen Gulag verbracht wurde.
Anhand der Biografie von Marlise Steinert nimmt die Ausstellung explizit die Situation von Frauen in den sowjetischen Strafarbeitslagern in den Blick. Dies gelingt vor allem durch die Präsentation kostbarer Exponate aus dem Gulag. So sind unter anderem eine Strickjacke mit gebastelten Knöpfen aus Brot, eine aus Stoffresten zusammengenähte und verzierte Sommerbluse und ein mit Monogramm besticktes Spiegeletui zu sehen, das der Ausstellung ihren Namen gab. Zentral ist auch der von Marlise Steinert nach ihrer Haft verfasste Erinnerungsbericht, der in Auszügen zu hören ist. Die Ausstellung ist auch in einem 360°-Rundgang online zu besichtigen.

360°-Onlineausstellung

Vergangene Sonderausstellungen

Fahnenflucht in den Westen – Sowjetische Deserteure und ihre deutschen Helferinnen und Helfer (2016/2017)

Im Jahr 2016 jährte sich zum 55. Mal der Tag des Mauerbaus. Zwischen dem 13. August 1961 und dem 9. November 1989 kamen 140 Menschen an der Berliner Mauer infolge der Anwendung des Schießbefehls durch Grenzsoldaten der DDR oder durch Unfälle in Zusammenhang mit dem Grenzregime ums Leben. Unzählige wurden wegen sogenannter Republikflucht inhaftiert.
Die Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße Potsdam nahm das historische Jubiläum zum Anlass, vergessene Fluchtgeschichten, die bereits vor dem Bau der Mauer deutsche und sowjetische Opfer forderten, in einer Sonderausstellung zu dokumentieren. Im Fokus der Ausstellung stehen Schicksale derjenigen Häftlinge des Gefängnisses Leistikowstraße, die im Rahmen von missglückten Fluchtversuchen in den Westen vom sowjetischen Geheimdienst inhaftiert und wegen „Fahnenflucht“ bzw. „Beihilfe zum Landesverrat“ verurteilt wurden. Es wurden nicht nur die sowjetischen Deserteure in den Blick genommen, sondern ebenso deutsche Frauen und Männer, die diese Soldaten mit ganz unterschiedlichen Motiven bei ihrem Fluchtvorhaben unterstützten und dafür jahrelange Haftstrafen riskierten.

 

Kindheit hinter Stacheldraht (2016)

Die von der Bundestiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur geförderte und von Alexander Latotzky kuratierte Ausstellung präsentierte Schicksale von Kindern, die in einem sowjetischen Speziallager geboren worden sind. Vom 20. Januar bis 11. September 2016 war sie in der Gedenkstätte Leistikowstraße zu sehen. Der Kurator selbst kam 1948 im Speziallager Bautzen zur Welt. Seine Mutter wurde 1945 wegen angeblicher Spionage verhaftet und zu 15 Jahren Lagerhaft verurteilt. Nach der Auflösung der Lager überstellte der sowjetische Geheimdienst viele der weiblichen Gefangenen in das DDR-Frauengefängnis Hoheneck. Ihre Kinder wurden ihnen weggenommen. Sie mussten in verschiedenen Heimen aufwachsen. Ein ähnliches Schicksal erlebte auch Annemarie Link. Ihre Mutter starb nach der Entbindung im Speziallager Sachsenhausen. Danach wurde sie von einer Mitgefangenen aufgezogen, die wie ihre leibliche Mutter zuvor im Gefängnis Leistikowstraße inhaftiert gewesen war. Aber auch sie musste einen Teil ihrer Kindheit in einem Heim in der Nähe von Leipzig verleben. Dies sind nur zwei von insgesamt 13 Schicksalen, die in der Ausstellung gezeigt und in den historischen Kontext eingebettet wurden.

 

„Erschossen in Moskau...“ – Die deutschen Opfer des Stalinismus auf dem Moskauer Friedhof Donskoje 1950-1953 (2015)

Die von Historikern der russischen Menschenrechtsorganisation Memorial und des Forschungsinstituts Facts & Files erarbeitete Ausstellung wurde vom 21. Januar bis 20. Dezember 2015 in der Gedenkstätte Leistikowstraße erstmals in Potsdam gezeigt. Sie widmet sich dem Schicksal von knapp 1000 Deutschen, die zwischen 1950 und 1953 von sowjetischen Militärtribunalen zum Tode verurteilt und in Moskau hingerichtet wurden. Unter ihnen befanden sich unter anderem politische Aktivisten, tatsächliche und vermeintliche Spione oder Personen, die Kontakte zu den Ost-Büros der politischen Parteien in West-Berlin unterhielten. Sie wurden von sowjetischen Geheimdiensten und vom Ministerium für Staatssicherheit der DDR verhaftet und bis zu ihrer Verurteilung in Untersuchungsgefängnissen auf dem Gebiet der DDR festgehalten. Etwa 100 der insgesamt 927 Personen durchliefen das Untersuchungsgefängnis der sowjetischen Militärspionageabwehr in der Potsdamer Leistikowstraße. Gnadengesuchen wurde nur in wenigen Fällen stattgegeben und die Strafe in 25 Jahre Arbeitslager umgewandelt. Die Todeskandidaten erschoss der sowjetische Geheimdienst im Moskauer Gefängnis Butyrka. Die sterblichen Überreste wurden eingeäschert und auf dem Friedhof Donskoje anonym verscharrt.

 

Mehrfachbelichtung. Spuren eines Ortes (2014)

Die zweite Sonderausstellung des Jahres 2014 zeigte unter dem Titel „Mehrfachbelichtung. Spuren eines Ortes“ mit großformatigen Fotografien von Katharina Gaenssler und Peter Neusser einen ganz neuen Blick auf die Geschichte und Spuren des Ortes. Die ungewöhnliche Exposition ermöglichte Besuchern einen Einblick in die vielfältigen künstlerischen Formen der Auseinandersetzung mit dem einstigen Haftort. Der Architekt des Besucherinformationszentrums und der Konservierung des Gefängnisgebäudes, Wolfgang Brune aus München, hatte die renommierten Künstler Jahre zuvor auf den Ort aufmerksam gemacht.

 

Nach dem letzten Fall der Mauer. Das "Militärstädtchen Nr. 7" im Sommer 1994 (2014)

Die am 13. Mai 2014 eröffnete Ausstellung war die erste explizite Fotoausstellung der Gedenkstätte. Sie zeigte eindrucksvolle Aufnahmen des Potsdamers Joachim Liebe und des Niederländers Erik-Jan Ouwerkerk, die zu den ersten Fotografen gehörten, die sich für das im August 1994 verlassene Areal der sowjetischen Spionageabwehr und das Gefängnisgebäude interessierten. Joachim Liebe porträtierte am 5. September 1994 ehemalige Häftlinge bei ihrer ersten Wiederbegegnung mit dem Ort dramatischer Hafterfahrungen. Erik-Jan Ouwerkerk fotografierte vor allem das verwahrloste Viertel als Chiffre für Abwesenheit. Besonders großen Zuspruch erhielt das von den Kuratoren erstellte Fotoalbum mit heimlichen und privaten Aufnahmen vom einstigen Sperrgebiet aus den Jahren 1956 bis 2006. Immer wieder diskutierten die Teilnehmer der Eröffnungsveranstaltung die abgebildeten Motive und sprachen über ihre Erinnerungen an den ersten Besuch im vormaligen „Militärstädtchen Nr. 7“. Auch für Potsdamer Stadthistoriker, die eigens zur Eröffnung kamen, stellten die gezeigten Bilder und die Gespräche mit den Fotografen von damals eine interessante Quelle dar.

 

Workuta – Zur Geschichte eines sowjetischen Straflagers (2013)

Den 60. Jahrestag des Häftlingsaufstandes im Straf- und Arbeitslager Workuta nahm die Gedenkstätte Leistikowstraße zum Anlass, die Sonderausstellung „Workuta – Zur Geschichte eines sowjetischen Straflagers“ zu zeigen. Erarbeitet hatte diese der ehemalige Workuta-Häftling Horst Schüler in Zusammenarbeit mit Dr. med. Horst Hennig und dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. Das Gedenkstättenteam ergänzte Biografien ehemaliger Häftlinge des Gefängnisses Leistikowstraße, die nach ihrer Verurteilung ebenfalls in Workuta inhaftiert waren. Dazu gehörten Peter Seele, Hergart Wilmanns, Karl Häberlein und Johann Urwich. Sehr persönliche Exponate wie eine im Lager getragene Wattejacke, eine Pelzmütze oder einen bestickten Beutel zur Aufbewahrung kleiner Habseligkeiten veranschaulichten die entbehrungsreichen Haftbedingungen im Lager am Nordpolarkreis. Darstellungen der Lebensläufe und Zitate aus den Erinnerungen der ehemaligen Häftlinge ergänzten die Exponatschau.