Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Gedenk‑ und Begegnungsstätte Leistikowstraße Potsdam

Online-Ausstellung: "Die sowjetische Geheimdienststadt 'Militärstädtchen Nr. 7'"

Station 7: Kasernengelände

Es ist Spätsommer 1947. Die junge Hergart Wilmanns (1928–2007) wird seit Mai im Gefängnis Leistikowstraße wegen angeblicher Spionage für den britischen Geheimdienst festgehalten und nachts stundenlag verhört. Am Tag nimmt sie in der Zelle die eindringenden Außengeräusche deutlich wahr. Sie erinnert sich: "Draußen ließen sich russische Kommandos vernehmen, Kasernenbetrieb, Soldaten wurden gedrillt. Täglich sangen sie und übten die Formel ‚Gesundheit wünschen wir dem Genossen Stalin' im Vierertakt." (Hergart Wilmanns, 2001)

Die Soldaten, die Hergart Willmanns hörte, waren beim Wachbataillon stationiert. Sie hatten zu dieser Zeit ihre Kaserne in der Villa Quandt. Die oberen Etagen dienten als Quarantäne- sowie als Schlaf- und Aufenthaltsräume. Im Keller befanden sich ein Heizungsraum und die historische Küche. Die Küche wurde zunächst weiter genutzt. Als sie in den 1970er Jahren in den nahegelegenen Neubau einer einstöckigen Speisesaalbaracke verlegt wurde, richtete die Kommandantur in diesem Bereich eine Sauna ein, die noch heute erhalten ist. Die Wachsoldaten zogen zeitgleich in einen zweistöckigen Kasernenneubau. Die weitere Nutzung des Gebäudes ist unklar. Das Gelände zwischen der Villa Quandt und dem Neubau wurde als Exerzier- und Appellplatz betoniert.

Rechts neben der Villa Quandt befindet sich das Kutscherhaus. Wie das Wachbataillon das Gebäude nutzte, ist weitgehend unbekannt. In den 1970er Jahren diente das Erdgeschoss als Schulungsraum und in der oberen Etage lagerten Maler Farben und Material. Sie gestalteten neben Propagandaspruchbändern und Plakaten auch die großflächigen Wandmalereien in den Nutzungsgebäuden.

Im Lepsiushaus hatte der Stab des Wachbataillons seinen Sitz. Dort befanden sich 1994 im Besprechungsraum noch eine strategische Europakarte, die sich über eine komplette Wand erstreckte sowie ein Safe für Geheimdokumente und Sold.

Die nördlich von Lepsiushaus gelegene Villa Schlieffen fungierte zeitweise als Waffen- und Munitionslager. Sie war noch 1994 mit einem Tarnnetz bedeckt.

Das Kasernengelände umgab ein einfacher Zaun, dessen Fundamente noch immer entlang der Großen Weinmeisterstraße zu sehen sind.


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