Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Gedenk‑ und Begegnungsstätte Leistikowstraße Potsdam

Porträtfoto mit Liebesgrüßen

Das 5,2 x 4,1 cm große Porträtfoto zeigt die gebürtige Rathenowerin Irmgard Buchholz wenige Monate vor ihrer Verhaftung. Spannend ist vor allem die Fotorückseite, auf der es in Russisch zu Beginn heißt: „Goldstück, mein Krümchen, ich vergesse dich nicht.“
Die Liebeszeilen stammen von einem sowjetischen Soldaten namens Iwan, den die verwitwete Irmgard Buchholz 1947 in ihrem Elternhaus kennengelernt hatte. Als Kellnerin im sowjetischen Offizierskasino Dallgow hatte sie ohnehin täglich Umgang mit sowjetischen Militärangehörigen. Ihr Freund wurde 1948 wegen der Liebesbeziehung zu fünf Jahren Haft verurteilt. Dem Paar gelang jedoch noch die Flucht in den Westen, zunächst nach Berlin-Spandau, von dort nach Braunschweig in die britische Besatzungszone. Als Irmgard Buchholz am 24. Juni 1948 noch einmal nach Falkensee zurückkehrte, um persönliche Dinge zu holen, erfolgte ihre Festnahme. Mehr als drei Monate dauerte die Untersuchungshaft im Potsdamer Gefängnis der Spionageabwehr. Ein Sowjetisches Militärtribunal verurteilte Irmgard Buchholz wegen „Beihilfe zur Fahnenflucht“ zu 10 Jahren Haft. Insgesamt sechs Jahre verbrachte sie im Speziallager Sachsenhausen, sowie in den Strafvollzugsanstalten Bautzen, Hoheneck und Waldheim, ehe sie am 16. Januar 1954 entlassen wurde. Später arbeitete sie kurzzeitig als Zugschaffnerin und später im Stahl- und Walzwerk Hennigsdorf. Irmgard Buchholz‘ Leben endete im Jahr 1971 mit nur 51 Jahren.

Warum und von wem die Liebesgrüße auf dem Foto mit blauem Buntstift übermalt wurden, ist nicht bekannt. Irmgard Buchholz‘ Tochter übergab das Foto der Gedenkstätte im Jahr 2011. Um das Original dauerhaft zu schützen, ist es in der Dauerausstellung als Faksimile zu sehen.

Porträtfoto von Irmgard Buchholz | Papier | 5,2 x 4,1 cm | F0099