Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Gedenk‑ und Begegnungsstätte Leistikowstraße Potsdam

Pelzmütze von Peter Seele

Diese Pelzmütze war für den Potsdamer Peter Seele ein bedeutendes Erinnerungsstück an die Rückreise aus seiner fast vier Jahre währenden Haft in einem sowjetischen Strafarbeitslager. 2013 erklärte er in einem Interview, wie er zu diesem besonderen Kleidungsstück kam:

„Im Dezember 1955 wurde ich aus dem Lager entlassen. Auf dem Rücktransport nach Deutschland hielt unser Zug auf einer Bahnstation kurz vor der polnischen Grenze. Dort boten Händler vielerlei Waren an. Als Schachtarbeiter hatte ich im Lager viel Geld verdient, welches ich jetzt ausgab. Ich kaufte mir einen ganzen Korb voll Eier, einen bestickten Kosakenmantel, Schuhe und eine Schapka aus echtem Polarfuchsfell. Mit meinen neuen Kleidungsstücken sah ich aus wie Rasputin.“

Der Begriff „Schapka“ ist eine Entlehnung aus dem russischen Wort für „Mütze“. Die genaue russische Bezeichnung lautet hingegen „Uschanka“, die sich wiederum aus dem russischen Wort für Ohren ableitet. Damit verweist der Name auf die üblichen Ohrenklappen an der Pelzmütze.

Peter Seele wurde am 1928 im thüringischen Mühlhausen geboren und wuchs in Potsdam auf. Er absolvierte eine Ausbildung als Dreher bei den Arado-Flugzeugwerken in Babelsberg. Mit 16 Jahren meldete er sich als Freiwilliger zur deutschen Luftwaffe und geriet gegen Kriegsende in amerikanische Gefangenschaft. Nach der Entlassung arbeitete der junge Mann als Maschinist und Kraftfahrer für die sowjetischen Besatzungstruppen in Potsdam. 
Im Oktober 1951 nahm der sowjetische Geheimdienst Peter Seele fest. Vier Monate verbrachte er im Gefängnis der Militärspionageabwehr in der Leistikowstraße. Ein sowjetisches Militärtribunal verurteilte ihn unter dem Vorwurf der Spionage für den britischen Geheimdienst zu 25 Jahren Lagerhaft. Im Strafarbeitslager Workuta, nördlich des Polarkreises, leistete Peter Seele Zwangsarbeit im Bergbau. Im Dezember 1955 wurde er in die Bundesrepublik entlassen. Zwei Jahre später kehrte er in die DDR zurück und war bei der Stadtverwaltung in Potsdam tätig, wo er bis heute lebt. Der Gedenkstätte ist er als wichtiger Zeitzeuge seit vielen Jahren eng verbunden.

Seine Pelzmütze trug Peter Seele all die Jahre an kalten Wintertagen. Manchmal setzte er sie für Journalisten auf, die über seine Geschichte berichteten. Im Jahr 2013 stellte er das Stück für die Sonderausstellung „Workuta – Zur Geschichte eines sowjetischen Straflagers“ zur Verfügung und schenkte sie der Gedenkstätte anschließend für ihre Sammlung. 

 

Pelzmütze | Fell, Textil | 24,5 x 21,0 x 24,5 cm | GBLP