Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Gedenk‑ und Begegnungsstätte Leistikowstraße Potsdam

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Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße Potsdam

Gedenkstätte Leistikowstraße trauert um Witold Abankin

15. März 2024

Die Gedenkstätte Leistikowstraße trauert um Witold Abankin, der am 27. Februar 2024 im Alter von 77 Jahren in Rostow am Don verstorben ist. Die Mitarbeiter werden ihn als unermüdlichen und engagierten Zeitzeugen in Erinnerung behalten.

Witold Abankin wurde am 15. Juni 1946 in Ejsk (Russland) geboren. Durch sein Elternhaus und eigene Erlebnisse entwickelte er sich bereits in jungen Jahren zu einem Kritiker des Sowjetregimes. Als er im Jahr 1966 seinen Wehrdienst im brandenburgischen Werder /Havel verrichtete, entschloss er sich gemeinsam mit einem Kameraden zur Flucht nach West-Berlin. Nach vier Tagen wurden die beiden Soldaten gestellt und in das Untersuchungsgefängnis der sowjetischen Militärspionageabwehr in Potsdam eingeliefert. Ein Sowjetisches Militärtribunal verurteilte Witold Abankin am 19. Oktober 1966 wegen „Vaterlandsverrats“ zu 12 Jahren Haft. Nach vier Monaten im Gefängnis Leistikowstraße wurde er in die Sowjetunion verbracht, wo er seine Strafe in verschiedenen Lagern verbüßte. Nach seiner Freilassung im August 1978 lernte er seine spätere Frau kennen und gründete eine Familie. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion war die Aufarbeitung der sowjetischen Repression und der Kampf für die Rechte Gefangener eine Herzensangelegenheit für ihn.

Der Gedenkstätte übergab Witold Abankin im Jahr 2010 wichtige Objekte und Unterlagen zu seinem Haftschicksal. Zudem berichtete er in einem mehrstündigen Zeitzeugeninterview umfangreich von seinen Erinnerungen an die Gefangenschaft. Auf dieser Grundlage dokumentiert die Dauerausstellung seine Biografie.  Sie gehört zu den wenigen Biografien, die an die strafrechtliche Verfolgung von sowjetischen Soldaten der Besatzungsmacht in der DDR erinnern. Ein Thema, das bis heute als unerforscht gilt.

Wehrpass von Witold Abankin | Reihe „Objekt im Fokus“

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