Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße Potsdam
In der Gedenkstätte Leistikowstraße Potsdam konnte heute der 100.000 Besucher begrüßt werden
22. September 2022
Es war eine Überraschung für Gilbert Heinke, als der Bundeswehrangehörige vom Systemzentrum 24 vom Fliegerhorst Trollenhagen heute mit einem Blumenstrauß als 100.000. Besucher seit der Eröffnung 2009 in der Gedenkstätte im ehemaligen Untersuchungsgefängnis des sowjetischen Militärgeheimdienstes begrüßt wurde. Gilbert Heinke besuchte die Gedenkstätte zusammen mit Oberstabsfeldwebel Olaf Möder und weiteren 19 Soldaten des Fliegerhorsts Trollenhagen bei Neubrandenburg im Rahmen einer angemeldeten Führung.
Gedenkstättenleiterin Ines Reich sagte: „Wir freuen uns, dass nach den Besuchseinschränkungen und zeitweisen Schließungen aufgrund der Pandemie die Besucherzahlen jetzt wieder deutlich angestiegen sind. Gruppen der Bundeswehr besuchen die Gedenkstätte regelmäßig im Rahmen der politischen Bildung. Vom Militärstandort in Trollenhagen, der vor der deutschen Einheit von der sowjetischen Armee genutzt wurde, gibt eine historische Verbindung zum Gefängnis in der Leistikowstraße: Eine deutsche Zivilangestellte, die dort tätig war und der Spionage beschuldigt wurde, war im Sommer 1952 hier inhaftiert und hat in einer Kellerzelle eine Inschrift hinterlassen.“
Nach dem Abzug des Militärs der GUS-Staaten 1994 entstand im ehemaligen Gefängnisgebäude eine von ehrenamtlichem Engagement getragene Gedenkstätte, bevor im Dezember 2008 die Stiftung Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße Potsdam gegründet wurde, die von der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten treuhänderisch verwaltet wird. Nach einer zunächst provisorischen Öffnung für den Besucherverkehr im März 2009 informiert seit 2012 eine ständige Ausstellung über die Geschichte des Ortes. Im Rahmen der Bildungsarbeit der Gedenkstätte finden Projekttage und Führungen statt. Die Bundeswehr zählt neben Schulklassen und Gruppen des Bundespresseamtes zu den stärksten Besucherkontingenten.
Der einstige Geschäftssitz der Evangelischen Frauenhilfe in der Leistikowstraße 1 wurde nur wenige Tage nach der Potsdamer Konferenz am 15. August 1945 durch die sowjetischen Militärspionageabwehr beschlagnahmt. Der Geheimdienst, der bereits seit Ende April 1945 in dem Villenviertel am Neuen Garten ansässig war, richtete in dem Gebäude sein zentrales Untersuchungsgefängnis ein, das bis 1991 in Betrieb war. Wie viele Männer und Frauen unter menschenunwürdigen Bedingungen in den Zellen eingesperrt waren, ist nicht bekannt. Allein bis Mitte der 1950er Jahre, als auch Deutsche unter den Insassen waren, geht die Forschung von etwa 2.000 Inhaftierten aus.
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