Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Gedenk‑ und Begegnungsstätte Leistikowstraße Potsdam

Rundgang durch die Dauerausstellung

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1 Geschichte des Ortes

Das vom Evangelisch-Kirchlichen Hilfsverein im Jahr 1916 errichtete Wohn- und Pfarrhaus nutzte die Evangelische Frauenhilfe fast drei Jahrzehnte als ihren Verwaltungssitz. Im August 1945 beschlagnahmte die sowjetische Militärspionageabwehr das Gebäude und nutzte es bis 1991 als zentrales Untersuchungsgefängnis. Erst nach dem Abzug der russischen Streitkräfte im Jahr 1994 wurde die Repressionsgeschichte dieses Ortes in der Bevölkerung bekannt.

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2 Vernehmerzimmer

In diesem Raum befand sich ein Kinderzimmer der Pfarrwohnung. Der Geheimdienst funktionierte es nach 1945 zu einem Vernehmerzimmer um. Er war mit einem Tisch ausgestattet, hinter dem der Vernehmer und ein Dolmetscher saßen. Der Untersuchungshäftling musste ihm gegenüber mit einigem Abstand Platz nehmen. Die Hocker waren am Boden angeschraubt. Der schwarze Kachelofen wurde wie die anderen Öfen im Haus zugemauert. Dies verhinderte, dass Häftlinge Gegenstände verstecken sowie über Rohre und Kaminschächte mit Gefangenen in anderen Zellen kommunizieren konnten.

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3 Sowjetische Geheimdienste in der Sowjetischen Besatzungszone

Mit der Roten Armee kamen 1945 vier sowjetische Geheimdienste nach Deutschland. Auf der Grundlage des Befehls Nr. 00315 nahmen sie Verhaftungen von Deutschen und von Sowjetbürgern im Spannungsfeld zwischen Entnazifizierung und Herrschaftssicherung vor. Federführend dabei war bis Ende 1946 der Geheimdienstapparat des Volkskommissariats bzw. des Ministeriums für Innere Angelegenheiten (NKWD/MWD). Die militärische Spionageabwehr unterstützte den NKWD bei diesen Repressionsmaßnahmen. Sie unterhielt ebenfalls Gefängnisse.

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4 Die sowjetische Geheimdienststadt „Militärstädtchen Nr. 7“

In der Nauener Vorstadt Potsdams unterhielt der sowjetische Geheimdienst über 40 Jahre lang einen seiner wichtigsten Standorte an der Nahtstelle zu Westeuropa: die Deutschlandzentrale der militärischen Spionageabwehr, das sogenannte „Militärstädtchen Nr. 7“. Im Unterschied zu anderen sowjetischen Militärobjekten war es besonders stark gesichert und mit Büros, Wohnungen und eigener Infrastruktur nahezu autark. Das Sperrgebiet wurde am 15. August 1994 als einer der letzten russischen Standorte in Deutschland aufgelöst.

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5 Die sowjetische Militärspionageabwehr

Die sowjetische Militärspionageabwehr war für die Abwehr von nachrichtendienstlichen Aktivitäten westlicher Geheimdienste gegen die in der Sowjetischen Besatzungszone und in der DDR stationierte Sowjetarmee sowie die politische Überwachung der Armeeangehörigen verantwortlich. Ziel war es, die Kampfbereitschaft der eigenen Truppe nicht mehr nur vor inneren, sondern ebenso vor äußeren Feinden zu sichern. Dazu überwachte die Abwehr alle Armeeobjekte, Soldaten und Offiziere, deren Familien, Zivilangestellte sowie Deutsche, die Kontakt zum Militär hatten.

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6 Badezimmer

Das ursprünglich zur Pfarrwohnung gehörende Badezimmer beließ die Gefängnisleitung nach 1945 in seiner Funktion. Eine erhaltene Einritzung der ersten Zeile eines christlichen Bittliedes in die Wandfliesen gibt einen Hinweis darauf, dass dieses im so genannten Vernehmerflügel liegende Bad auch von Häftlingen genutzt wurde oder zeitweise als Zelle fungierte.

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7 Die geheimdienstliche Ermittlungsarbeit der militärischen Spionageabwehr

Im Nachbargebäude des Gefängnisses hatte die Untersuchungsabteilung ihren Sitz. Sie führte für die Militärstaatsanwaltschaft alle Verhöre, Zeugenvernehmungen und Gegenüberstellungen durch, mit dem Ziel, beweiskräftiges Material zusammenzutragen. Dazu zählten insbesondere unter physischer und psychischer Gewaltanwendung erpresste Geständnisse. Die Untersuchungsabteilung arbeitete vor allem mit den Abteilungen der Spionageabwehr bei den Truppen und nach 1950 mit dem Ministerium für Staatssicherheit der DDR (MfS) zusammen. Beide Sicherheitsdienste stützten sich auf ein engmaschiges Netz von Informanten.

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8 Der Überläufer Rafail Goldfarb

Im Jahr 1949 lief Rafail Goldfarb, Dolmetscher der sowjetischen Militärspionageabwehr, zum amerikanischen Militärgeheimdienst CIC über. Um vertrauenswürdig zu erscheinen, gab er bereitwillig Auskunft über seine dreijährige Tätigkeit in der Untersuchungsabteilung. Erinnerungen aus der Perspektive eines Mitarbeiters des sowjetischen Geheimdienstes sind eine Besonderheit. Goldfarbs Ausführungen geben Einblick in den Aufbau, die Struktur und die Vorgehensweise des Geheimdienstes.

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9 Verurteilung, Strafvollzug und Entlassung

Die häufig unter Gewaltanwendung zustande gekommenen Geständnisse bildeten die wichtigste Grundlage für die Verurteilung von Häftlingen vor Sowjetischen Militärtribunalen (SMT). Zumeist verurteilten Gerichte die Angeklagten nach Art. 58 des Russischen Strafgesetzbuches wegen „konterrevolutionärer Verbrechen“. Neben Haftstrafen von bis zu 25 Jahren sprachen SMT zwischen 1945-1947 und 1950-1953 zahlreiche Todesurteile aus.

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10 Häftlinge 1945 bis 1947

In den ersten Nachkriegsjahren verhaftete die Spionageabwehr im Zusammenhang mit Maßnahmen zur Entnazifizierung Deutschlands ehemalige Wehrmachtsangehörige, NS-Funktionsträger sowie NS- und Kriegsverbrecher. Sicherheitspolitische Gründe und übersteigerte Angst vor Anschlägen spielten bei der Verfolgung vermeintlicher jugendlicher „Werwölfe“ eine Rolle. Festgenommen wurden aber auch tatsächliche oder vermeintliche Agenten westlicher Geheimdienste. Ebenso hielt der Geheimdienst ehemalige Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene, Angehörige der Russischen Befreiungsarmee (Wlassow-Armee), aber auch Emigranten, die nach der Oktoberrevolution geflohen waren und seit den 1920er-Jahren in Deutschland lebten, als „Vaterlandsverräter“ gefangen.

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11 Häftlinge 1948 bis 1955

Im Kalten Krieg konzentrierte sich die Spionageabwehr zunehmend auf Verhaftungen unter dem Vorwurf der Spionage. Hierzu konnten sowohl tatsächliche oder vermeintliche Spionagetätigkeit für westliche Geheimdienste gehören, als auch Kontakte zur Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit (KgU), den Ostbüros bundesdeutscher Parteien oder westlichen Medien. Häufig wurden unbeteiligte Freunde und Verwandte von Verdächtigen bis hin zu ganzen Gruppen mit verhaftet und verurteilt. Sowjetische Militärangehörige wurden überwiegend wegen „Vaterlandsverrats“, versuchter Fahnenflucht und krimineller Delikte verhaftet.

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12 Haftbuch und Erinnerungsberichte

Die Anzahl der Häftlinge des Gefängnisses Leistikowstraße ist nach wie vor unbekannt. Ein elektronisches Haftbuch führt alle bisher bekannten Gefangenen mit ihren Namen, weiteren Informationen zu Haft und Verurteilungen sowie einem Foto auf. Zudem haben Besucher die Möglichkeit in Erinnerungsberichten Überlebender zu lesen.

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13 Häftlinge 1955 bis 1991

Mit Abschluss des Staatsvertrages zwischen der Sowjetunion und der DDR vom 20. September 1955 änderten sich die besatzungsrechtlichen Bestimmungen. Die Militärspionageabwehr verhaftete seitdem ausschließlich Militärangehörige und Zivilangestellte der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (GSSD). Die sowjetischen Soldaten litten in den Kasernen unter Willkür, Gewalt und vielen Entbehrungen. Diese Bedingungen begünstigten kriminelle Vergehen wie Diebstahl, Körperverletzung, Sachbeschädigung, Tötungsdelikte, unerlaubtes Entfernen von der Truppe, aber auch Fluchtversuche in den Westen.

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15 Einzelzelle

Im Obergeschoss des Hauses befand sich bis 1945 die Wohnung des geschäftsführenden Pfarrers der Evangelischen Frauenhilfe. Die Militärspionageabwehr ließ in der Diele die Fenstertür zum Balkon zugmauern und den Treppenaufgang zum Dachgeschoss wegreißen. Auf diese Weise entstand Platz für eine Einzelzelle. Eine weitere Einzelzelle befand sich im ehemaligen Gäste-WC.

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16 Häftlingsdusche

Die einstige Küche der Pfarrwohnung blieb nach 1945 zunächst weiter in der Funktion einer Gefangenenküche erhalten. In den 1970er-Jahren wurden die Wände gefliest und Duschen eingebaut. Soldaten führten die Gefangenen zum Duschen und konnten sie vom Vorraum aus überwachen.

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17 Dachgeschoss

Das Haus verfügte ursprünglich über eine geräumige Dachetage mit einer Wohnung und einem Wäscheboden. Nach 1945 richtete die Gefängnisleitung dort eine Sanitätsstation ein. Nur wenige ehemalige Häftlinge berichten von einer notdürftigen medizinischen Behandlung. Das Dachgeschoss wurde 1974 wegen Baufälligkeit abgetragen und durch ein Flachdach ersetzt.

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18 Verhaftung und Ankunft

Festgenommene Männer und Frauen waren in verdeckten Lastwagen oder einem blauen Bus mit Gittern und Gardinen in das Gefängnis Leistikowstraße verbracht worden. Viele wussten nicht, wo sie sich befanden. Bei der Aufnahme erfassten Geheimdienstmitarbeiter die Personalien, nahmen Fingerabdrücke und fertigten erkennungsdienstliche Fotografien an. Die Gefangenen wurden „gefilzt“ und Leibesvisitationen unterzogen. Manche wurden bei der Aufnahmeprozedur durch das Gefängnispersonal gedemütigt und geprügelt. Wachposten brachten die Häftlinge einzeln oder in Gruppen in die Zellen.

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19 Unterbringung und Mitgefangene

Männer und Frauen wurden getrennt voneinander in Einzel- oder Sammelzellen gesperrt. Menschen verschiedenen Alters, unterschiedlicher sozialer Herkunft und Nationalität trafen aufeinander. Hunger und Enge führten oftmals zu Spannungen. Sie erlebten Konkurrenz und Konflikte untereinander, aber auch Solidarität und Kameradschaft. Metallbeschlagene Türen mit Spion und Essensklappe verriegelten die Zellen. Anfangs mussten die Häftlinge auf Holzpodesten schlafen. Ende der 1950er-Jahre wurden diese durch Doppelstockbetten, später einfache Bettgestelle, ersetzt.

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20 Tagesablauf und Selbstbehauptung

Die Gefangenen waren einem eintönigen Tagesablauf ausgesetzt, der nur durch die Essensausgabe und die meist nächtlichen Verhöre unterbrochen wurde. Die vollkommene Unwissenheit über den Haftort, die Isolation von der Außenwelt und der fehlende Kontakt zu Angehörigen belasteten sie schwer. Trotz drohender Strafen versuchten Häftlinge mittels Klopfzeichen Kontakt zu den Gefangenen der Nachbarzellen aufzunehmen, um die Einsamkeit zu durchbrechen. In Sammelzellen konnten Gefangene miteinander reden. Sie mussten dabei aber immer mit eingeschleusten Geheimdienst-Spitzeln rechnen.

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21 Wache

Dieser Raum gehörte zum einstigen Büro für Bestellannahme, Versand und Abrechnung von Schriften der Evangelischen Frauenhilfe. Mit dem Umbau zum Gefängnis wurde der Raum geteilt. Es entstanden eine Haftzelle und ein Wachraum. In den 1970er-Jahren erhielten alle Zellentüren eine elektrische Alarmsicherung, deren Leitungen in der Wache zusammenliefen. Der umgebaute Vorraum der Wache diente seit Mitte der 1950er-Jahre als Schleuse mit Ausgang zu den Freigangzellen im Hof.

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22 Spion

In Sammelzellen, wie sie im Erd- und Obergeschoss existierten, hielt das Gefängnispersonal zeitweise bis zu 15-20 Personen fest. Durch Türspione wurden die Häftlinge ständig überwacht. In größeren Zellen stellten zusätzliche Spione in der Wand sicher, dass die Gefängniswärter den gesamten Zellenraum überblicken konnten.

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23 Versorgung und Hygiene

Die Häftlinge litten unter einseitiger, unzureichender Ernährung und waren anfällig für lebensbedrohliche Krankheiten. Verschärft wurde diese Situation durch katastrophale hygienische Verhältnisse. Toilettenpapier, Seife, Handtücher, Waschlappen gab es in den ersten Jahren ebenso wenig wie Zahnbürsten, Kämme oder Hygenieartikel für Frauen. Ekzeme und Krätze waren keine Seltenheit und wurden in der Regel nicht behandelt. In den 1960er-Jahren verbesserte sich die Situation durch den Einbau von Sanitäranlagen.

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24 Gefängnispersonal

Die Häftlinge kamen bei der Essensausgabe, beim Leeren des Kübels oder beim Gang zu den Verhören mit Wärtern in Kontakt. Die Wachen erteilten Befehle auf Russisch. Die Flurposten überwachten die Gefangenen durch Spione in den Zellentüren. Wer tagsüber einschlief oder per Klopfzeichen durch die Wand mit anderen Häftlingen kommunizierte, musste mit Karzerhaft oder anderen Strafen rechnen. Einige Soldaten ließen die Gefangenen gewähren und verschenkten manchmal Zigaretten oder ein Stück Brot.

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25 Verhöre und Prozess

In der Untersuchungshaft wurden die Häftlinge von Geheimdienstangehörigen intensiv verhört. Drohungen und Schläge begleiten die Vernehmungen oftmals. Ferner ordneten Vernehmer Schlaf- und Essensentzug sowie Isolations- oder Dunkelhaft an. Die Gefangenen mussten die Verhörprotokolle unterschreiben. Diese galten als wichtigster Schuldbeweis für eine Verurteilung vor einem Sowjetischen Militärtribunal (SMT). Weder Verteidiger noch Zeugen waren hierbei zugelassen. Das Strafmaß variierte zwischen langjährigen Haftstrafen und Todesurteilen. Manche Häftlinge erhielten Fernurteile aus Moskau.

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26 Strafzelle

Dieser Raum war bis 1945 eine Toilette für die Mitarbeiter der Evangelischen Frauenhilfe. Nach 1945 richtete die Spionageabwehr eine Strafzelle ein. Die Wände wurden Ende der 1970er-Jahre mit Rauputz versehen. Dieser verhinderte, dass Gefangene sich an die Wand lehnen und Botschaften in die Wände einritzen konnten. Heimliche Klopfzeichen waren ebenso unmöglich.

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27 Sanitärraum

In diesem Raum bereiteten Mitarbeiter der Evangelischen Frauenhilfe den Versand verbandseigener Publikationen vor. Nach 1945 wandelte die militärische Spionageabwehr diesen in einen Wachraum um. Das Gefängnispersonal durchsuchte hier neu ankommende Häftlinge und nahm ihnen Gürtel, Schnürsenkel sowie persönliche Gegenstände ab. Später bekam der Raum Toiletten und Waschbecken für die Gefangenen. Die erhaltenen Sanitäranlagen stammen aus den 1970er-Jahren und entsprachen dem Standard sowjetischer Kasernen in der DDR.

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28 Häftlingsdusche

Der ursprüngliche Vorratsraum wurde 1945 zum Duschraum umgebaut. Ehemalige Häftlinge erinnern sich unterschiedlich daran, ob und wie oft sie duschen durften. Der Keller wurde seit Ende der 1950er-Jahre nicht mehr zur Inhaftierung von Gefangenen genutzt. Die Häftlingsdusche blieb jedoch bis 1991 in Benutzung. Die gegenüberliegende Zelle diente vermutlich als Umkleideraum. Dort gibt es – im Gegensatz zu anderen Kellerräumen – Inschriften aus den 1980er Jahren.

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29 Haftzellen

Im Keller des einstigen Pfarrhauses befand sich auch die Wohnung des Hausmeisters. In der mit Parkettfußboden ausgestatteten Wohnküche entstanden 1945 nach massiven baulichen Eingriffen mehrere Haftzellen. Holzpritschen dienten den Häftlingen als Betten. Nur Wenigen standen dünne Matratzen oder Strohsäcke zur Verfügung. In die vergitterten und mit Holzblenden versehenen Zellen drang nur sehr wenig Tageslicht. Eine Glühbirne brannte Tag und Nacht. Ein einfacher Kübel diente zur Verrichtung der Notdurft.

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30 Häftlingsinschriften

Der Keller wurde von 1945 bis zum Ende der 1950er Jahre für die Inhaftierung von Gefangenen genutzt. Aus dieser Zeit sind über 1400 Häftlingsinschriften erhalten, mehr als die Hälfte der Textnachrichten sind in russischer Sprache. Häftlinge ritzten mit Fingernägeln, Holzsplittern, Nägeln oder Besteckteilen. Ihre Inschriften sind seltene Zeugnisse ihrer psychischen Verfassung, Selbstbeschäftigung und Kommunikation. In der Hoffnung, dass andere Häftlinge die Informationen lesen und weitergeben, wurden neben grafischen Darstellungen auch Name, Wohnort, Alter, Prozessdatum und Strafmaß festgehalten.

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31 Stehkarzer

Isolationshaft war eine gängige Praxis, um Häftlinge zu bestrafen oder im Rahmen der Vernehmungen zu Geständnissen zu zwingen. Im Karzer mussten die Gefangenen über lange Zeit durchgehend stehen. Es fehlte jegliche Frischluftzufuhr. Viele bekamen Erstickungsängste und brachen bereits nach wenigen Stunden zusammen. Gefängnispersonal schüttete über ohnmächtigen Häftlingen Wassereimer aus, damit sie wieder zu sich kamen. Da ein Kübel fehlte, mussten die Gefangenen ihre Notdurft auf den Boden dieser Zelle verrichten.

Interaktiver Lageplan